Frisch zurück aus Irland brummt mein Kopf noch immer von den geballten Eindrücken, die ich in der vergangenen Woche erlebte.
Unorganisiert – wie wir das so gewohnt sind – landeten wir Montag Mittag in Dublin. Von dem Hostel in dem wir die ersten beiden Nächte verbrachten schnappten wir uns eine Hand voll Flyer und begaben uns in das erstbeste Pub. Die Planung unseres Trips artete in eine dicht gepackte Kulturreise aus, in der wir die konzentrierte Geschichte Irland in uns aufsogen und nebenbei spektakuläre Landschaften bewunderten.
Dublin
Ganz Irland ist geprägt von vielen (katholischen) Kirchen. Auch in Dublin findet man einige davon.

Noch häufiger vertreten sind Pubs. Hierin fühlt man sich schnell heimisch, denn diese gleichen denen in Österreich. Unsere können aber nicht mit den Dimensionen in Irland mithalten. Dort sind die Pubs größer, es wird jeden Abend Live-Musik geboten und auch die Speisekarte weist neben den üblichen Burgern und Fisch&Chips so manche Eigenheiten auf (Lasagne mit Chips).


Unsere erste geführte Geschichte-Stunde erhielten wir im ehemaligen Gefängnis Kilmainham Gaol. Nach einer ca. 30 minütigen Anstellzeit erhielten wir Tickets für die Führung. Eine weitere Stunde Wartezeit war im Museum in der Nähe des Eingangs schnell überbrückt.
Neben der Entwicklungsgeschichte des Gefängnisses wurde hier eine Formel zur „humanen“ Hinrichtung mittels Erhängen entwickelt. Sie berechnet Anhand der Körpermaße die mindeste Seillänge, um zu gewährleisten, dass der/die zu Hinrichtende durch Genickbruch stirbt und nicht bis zur Erstickung am Seil baumelt.


Die Führung selbst beinhaltete neben beeindruckenden Räumlichkeiten viele Details über den Osteraufstand 1916, der den Trubel des ersten Weltkriegs ausnutzen wollte, um Irland unabhängig zu machen und dazu beitrug, dass dies wenige Jahre später auch geschah.
Den Heimweg nutzen wir für leichtere Kost und genossen die Landschaft, insbesondere den Garten einer Kunstuniversität. Hier wurde auch meine erste Idee für ein Motto des Blogeintrages geboren: „I came to this hand, and I call it … this hand“.



Galway
Am Mittwoch setzten wir uns in einen Bus nach Galway und kreuzten so Irland von ganz Ost nach ganz West. Galway war bis zum Mittelalter eine florierende Handelsstadt. Bis sie wieder einmal erobert, die verwaltenden Klans vertrieben und die Stadt heruntergewirtschaftet wurde.
Der Umstand ist dafür verantwortlich, dass die Gebäude der Innenstadt (und viel mehr ist Galway nicht) noch immer so aussehen wie vor 500 Jahren, wenn auch mit anderer Verwendung.

Sehenswürdigkeiten sind die St. Nicholas Church (die fehlende Uhr am Turm in Richtung der protestantischen Kirche sind erste Anzeichen des jahrhundertealten Konflikts zwischen KatholikInnen und ProtestantInnen in Irland), Hookers, Claddagh Ringe und natürlich der Müllhaufen im Hafen.



Nach einer kurzen Stadtführung geht es weiter durch die wunderschöne Landschaft im Westen Irlands.
Bis wir schließlich bei den Cliffs of Moher landen. Der Weg direkt neben den 700 Fuß tiefen Abgrund kann HöhenängstlerInnen (wie mir) ein mulmiges Gefühl einfagen.
Doch der Ausblick ist derart gigantisch und das Wetter für Schottland ungewohnt sonnig, dass man den Ängsten gerne trotzt und auch einmal einen Blick über die Kante wirft.
Wir kosten jede Sekunde aus und kommen (nicht zum letzten Mal) erst in letzter Minute zum Bus, der uns zurück nach Galway bringt, wo wir zwei weitere Tage verbringen.
Aran Islands
Es ist mittlerweile Donnerstag und der Tag kündigt typisch Irisches Wetter an: ständiger Nieselregen und viel Wind. Wir entschließen uns, per Bus/Fähre zur Hauptinselder Aran Islands zu fahren.
Erst noch skeptisch – aber gestärkt durch einen Burger (und Irish Coffee) – borgen wir uns Räder aus und fahren die Hauptroute entlang. Wir finden eine selbst für irische Verhältnisse hohe Dichte an Steinmauern, einen Strand und natürlich katholische Gräber mit Keltenkreuzen (eine Mischung aus katholischem Kreuz und dem Kreis des Keltischen Sonnengottes, Trademark St. Patrick).


Der Boden besteht zu einem großen Teil aus kargen, ausgeschwemmten Steinmaterial. Der fruchtbare Boden funktioniert nur, weil er (vor Jahrtausenden) mittels Algen gefüllt wurde. Schaut man sich die Flora (in ganz Irland) an, könnte man meinen, man ist auf einer Österreichischen Weide, haargenau die selben Blumen!

Den Abschluss unserer Inseltour bildet Dun Aonghasa. Der tatsächliche Sinn dieser Befestigung ist längst vergessen. Was bleibt sind hohe Wände aus gestapeltem Stein, die in Halbkreisen rund um eine Klippe stehen. Nicht ganz so hoch wie die des Vortages, aber nicht weniger beeindruckend.
Ein Blick auf die Uhr untersagt uns leider das Besuchen weiterer Sehenswürdigkeiten. Auch so schaffen wir es nur knapp zum Hafen, um unsere Fähre zu erwischen und einen weiteren Tag erschöpft aber zufrieden zu beenden.
Den Freitag verbringen wir gemütlich in der (leider wieder verregneten) Innenstadt von Galway, besuchen das Museum und bestaunen noch ein paar AkteurInnen des gerade stattfindenden Arts-Festivals. Der Bus am Abend bringt uns wieder nach Dublin, wo wir unser neues Lager in einem ehemaligen Kloster aufschlagen.
Belfast
Um 6:45 sitzen wir abermals im Bus, diesmal geht’s in den Norden nach Belfast. Während der Fahrt lauschen wir der Irischen Geschichte, die letztendlich im Konflikt zwischen KatholikInnen und ProtestantInnen (eine verkürzte Darstellung der KontrahentInnen, geht es doch um Nationalität – Irischer Nationalstaat versus Britische Union) in Belfast, dessen Waffenstillstand noch nicht einmal zwei Jahrzehnte währt.

In einem Black Taxi werden wir chauffiert von einem urigen „katholischen“ Belfaster. Mit viel Humor vermittelt er den sehr ernsten Konflikt und zeigt uns ein paar Mahnmale: Graffiti-Mauern die diversen AkteurInnen und Ereignissen gedenken, das Denkmal am Ort des „Bloody Sunday“ und die protestantische Seite der „Peace Wall“, die jährlich Graffiti KünstlerInnen anlockt.
Ein Brauch an dieser Wall ist, dort Botschaften zu hinterlassen. So taten es auch wir.
Die Tour ended vor dem Titanic Museum, das als Alternativprogramm zur Taxi-Fahrt angeboten wurde. Wir begnügen uns mit dem für uns neuen Wissen, dass die Titanic in Belfast gebaut wurde und steigen in den Bus.
Welcher uns zu dem Giant’s Causeway bringt. Ein weiteres Mal nutzen wir jede Sekunde des zweistündigen Aufenthalts, um die atemberaubende Naturkulisse zu bewandern und bestaunen.

Besonders beeindruckend ist das Gestein an der Küste. Die beste Erklärung für die tausenden und abertausenden Steinbrocken in Bienenwaben-Form ist das schnelle Abkühlen von Lawamassen nach einem Vulkanausbruch.
Als letzte Station steuerten wir die Carrick-a-Rede Brücke an. Im vergleich zu den bereits besichtigten Sehenswürdigkeiten verblasst diese beinahe. Obwohl auch hier die Gegend wunderschön ist!
Als kleines Schmankerl zum Schluss für Game of Thrones Fans: Die Landung von Theon Greyjoy in den Iron Isles wurde hier gedreht und in einem Feld darüber war das Camp von Renly Baratheon, auf dem Brienne of Tarth ihren Treueeid schwor. Die folgende Ruine – die wir schon viel früher passierten, aber die hier thematisch besser reinpasst – war Inspiration für Pyke.
Ob der beeindruckenden Reise fällt es mir schwer, abschließende Worte zu finden. Ich kann mir gut vorstellen, wieder einmal eine Reise nach Irland anzutreten. Dann aber mit mehr Organisation, damit ich auch die Celtic Tour machen kann, die wir aus Mangel an freien Plätzen leider auslassen mussten.